Bezahlen auf Nordbayerisch: 30 Cent pro Artikel

Auch der Nordbayerische Kurier führt jetzt PaidContent im Bauchladen. Allerdings setzt man dort nicht auf ein Metered Modell nach Vorbild der New York Times, sondern will 30 Cent pro Beitrag, wobei jeweils von der Redaktion in einem Freemium Ansatz individuell ausgewählt wird, welche Beiträge hinter die Bezahlschranke wandern und welche nicht. In einem Interview erklärt Chefredaktuer Joachim Braun das Modell

Es gibt unterschiedliche Strategien für Paid Content: Wie wird Ihr Modell konkret aussehen?

Aus meiner Sicht ist das Metered Modell, das die New York Times konzipiert hat, also eine bestimmte Zahl von Freischüssen zu ermöglichen, für Regionalzeitungen nicht so gut geeignet, weil unser Artikelangebot im Web doch von unterschiedlicher Qualität ist – zwischen Polizeimeldung und investigativer Recherche. Wir haben uns darum für ein Freemium-Modell entschieden. Das heißt, die Redaktion entscheidet im Einzelfall, welche Artikel kosten sollen. Das werden natürlich nur eigene Recherchen sein und nur solche, die thematisch auch attraktiv genug sind.

Die Teaser der jeweiligen Artikel, und damit die Nachricht, werden kostenlos bleiben. Bezahlt werden muss das, was in die Tiefe geht. Wir ermöglichen den Einzelkauf von Artikel, bieten einen Tagespass an und unterschiedliche Abo-Formen, auch im Zusammenhang mit der iOS-App, die wir gleichzeitig einführen. Unsere Print-Abonnenten bekommen einen kostenlosen Online-Zugang.

via Für Texte bezahlen? Auf die Inhalte kommt es an « Ankommen in Bayreuth.

Zahlen die Leute für die PayWall oder weil sie möchten?

Felix Salmon hat ein paar erste Statisitken zu ANdrew Sullivans “Blogpaywall” vorhaben:

Truth be told, Sullivan’s paywall is not much of a wall at all. 70% of his readers don’t click on the read-on links at all; they just stay on the home page, which is always free. And of the 30% who do click on read-on links, 91% are still within their allocation of seven free stories. Which means that overall, just 2.7% of his readers are reaching the point at which it gets a little bit harder to read what they want to read. And the actual number is lower even than that: many of his readers use RSS readers to consume his content, or else they disable cookies, or otherwise don’t get counted among the people visiting his website.

Content economics, part 2: payments

Er kommt in dem Text auch zu dem Schluss, dass viele Leser nicht für eine PayWall zahlen. Diese ist schließlich in den meisten Fällen leicht zu umgehen, sondern weil sie gerne bezahlen und unterstützen möchten.

 

via Wolfgang Blau

Nicht die App, der Inhalt entscheidet

Angesichts wachsender Clones und sogar einem Anbieter der sich mit der Anlehnung an Marco Arments “The Magazine” rühmt, stellt dieser das Erfolgsrezept klar:

The Magazine isn’t successful because I have red links, centered sans-serif headlines, footnote popovers, link previews, and a white table-of-contents sidebar that slides over the article from the left with a big shadow even on iPhone. It isn’t successful because authors write in Markdown, the CMS gracefully supports multi-user editing, we preview issues right on our devices as we assemble them, and any edits we make after publication are quickly and quietly patched into the issue right as people are reading it. Very little of this matters.

It’s succeeding because Glenn, the authors, the illustrators, the photographers, and I pour a lot of time and money into the content, relentlessly publishing roughly two original illustrations, four photos, and 10,000 polished words every two weeks.

via marco.org “Did we just rip off Marco Arment and The Magazine?”

“The Magazin” jetzt auch im Web und mit revolutionärem Bezahlsystem

I hastily built a basic site while I was waiting for the app to be approved. I only needed it to do two things: send people to the App Store, and show something at the sharing URLs for each article. Since The Magazine had no ads, and people could only subscribe in the app, I figured there was no reason to show full article text on the site — it could only lose money and dilute the value of subscribing.

That was the biggest mistake I’ve made with The Magazine to date.

Das spannende “The Magazine” von Marco Arment über das wir hier schon öfter berichtet haben, gibt es nun auch im Netz. Einierseits können Nutzer nun aus der App heraus die ganzen Artikel teilen und man kann sie frei im Netz lesen. Jeder kann einen Artikel im Monat umsonst auf der Webseite lesen, danach wird er aufgefordert sich zu registrieren.

Und diesen Prozess lohnt es sich anzuschauen: Auf einer LogIn-Seite gibt man nur seine Mail ein. Mehr nicht. Dann bekommt man einen Link, der, ich denke mal über Cookies, die Anmeldung vornimmt. Kein Passwort das man sich merken muss etc. Auf der Account-Seite kann man dann einfach noch seine Kreditkarten nummer eintragen und hat ein Abonnement abgeschlossen. Wenn man bereits über die App das Abo bezahlt, kann man in der App seine Email Adresse registrieren und hat dann auch auf der Webseite Zugriff. Einfach und genial

Das digitale Magazin-Geschäft und seine Zukunft

Ben Brooks, der sein Blog hinter eine PayWall gestellt hat, hat ein Interview mit MArco Arment, dem Gründer von “The Magazin” geführt. Sie sprechen vor allem über Zahlungsshracnken auf Webseiten, wie sich die Preisbilödung verändert und das digitale Magazin Business entwickeln könnte.

Anyone who tries a paywall on a website at any price, or tries to charge $30 for a mobile app, is going to lose most potential readers or customers. This might not correspond to lower profits. They’re breaking the market’s price expectations by pricing above the boundary for what’s usually acceptable. Today, that boundary for apps is about $5, but that boundary for most websites is $0. Once you’re above that boundary, it doesn’t matter as much whether you charge a few dollars more or less — you’re losing sales because it’s over the line, and it’s almost irrelevant how far over the line you are within reason.

via Talking Publishing with Marco — The Brooks Review.

Interessant auch der Punkt, dass “The Magazin” mit seinen vergleichsweise geringen 5 Artikeln alle 2 Wochen eine gewisse Qualität bringt: Und zwar die Vermeidung eines sich auftürmenden (digitalen) Stapel mit ungelsenen Magazinen. Den das ist es, so Arment, was Leute am meisten zum Kündigen bewegt: Das Gefühl die Leistung für die man allmonatlich zahlt gar nicht in Anspruch zu nehmen.

Free-to-Play Free-to-Read als Alternative zur PayWall?

Matthias Sala von der Spieleschmiede Gbanga hält Medien-PayWalls für einen Irrweg und schlägt stattdessen eine Inspiration bei der Spiele-Industire mit ihrem Fee-to-Play-Modell vor, wo Erlöse über In-App-Käufe und virtuelle Güter erlöst werden können.

Seine vorgeschlagenen Learnings für die Medienbranche:

  • Biete großartige Inhalte kostenlos an
  • Mach den Einstieg (On-Boarding) möglichst einfach
  • Unterbreite Angebote im Cent-Bereich im richtigen Moment
  • Führe eine dynamische Preisgestaltung ein
  • Steigere Kundentreue und Umsatz durch Qualität und Vielfalt
  • Wie sich das auf die Medienbranche übertragen lässt, ist im Folgenden beschrieben.

Das könnte dann so aussehen:

3. Unterbreite Angebote im Cent-Bereich im richtigen Moment
Während der Nutzung des Spieles werden einige kleine Funktionen auftauchen, die sich als praktisch erweisen: Werkzeuge, die beim Bau vom virtuellen Bauernhöfen Zeit ersparen oder zusätzliche Levels, die freigeschaltet werden können. Diese Elemente werden dann zu Cent-Beträgen (Micropayments) im Moment des Bedürfnisses angeboten; nicht vorher und nicht nachher.

Online-Zeitungen sollten dies auch anbieten: die schnelle Suche im Archiv, das Drucken einer Infografik in hoher Auflösung für PowerPoint, das Erstellen eines gelayouteten PDFs für ein Spezialthema oder das Freischalten genauer Statistiken eines Wirtschaftsartikels. Diese Zusatzdienste kann man dann mittels Kleinsttransaktionen erwerben. Viele würden eine Infografik für einen Euro kaufen, um sie in einer Geschäftspräsentation zu verwenden und sich vor den Kollegen zu profilieren- anstatt kostenlos einen Screenshot mit schlechter Qualität zu machen und sich zu blamieren.

[…]

Die Medien erhalten spannende Erfahrungswerte wie Zugriffszahlen auf Artikel und Popularität von Themen. Diese Zahlen gilt es nun ins Geschäftsmodell einzupflegen: die Vollversion von äußerst populären Artikel kosten einen geringen Cent-Betrag, das Bild und die ersten zwei Abschnitte gibt es dafür immer noch kostenlos. Bei populären Wirtschaftsartikeln werden die Prozentzahlen ausgeblendet; sie können für ein paar Cents freigeschaltet werden. Unpopuläre Beiträge sind komplett kostenlos und dienen als Nebeneffekt der Suchmaschinenoptimierung SEO. Es ist zudem ein Indiz für die Lukrativität, wenn Yahoo ein Patent für dynamische Preise für digitalen Content eingereicht.

netzwertig.com

Eine spannende Idee, wobei die Medien hier sicherlich zunächst viel Know-How nachholen und aufbauen müssten und die Stickyness unsersucht werden müsste. Der Anteil der zahlenden Spieler ist auch bei Free-to-Play Spielen relativ gering, ob eine kleine Masse ausreicht um ein redaktionelles Angebot zu finanzieren? Belohnungen für Stammleser könnten dagegen eine interessante Strategie sein um die Kundenbindung zu erhöhen.

A CMS that makes writing your business

Neben vielen anderen Baustellen ist vor allem die technische Umsetzung von PayWalls und Memberships ein Problem. Ben Brooks, der sein Blog selbst hinter einer PayWall betreibt, schreibt darüber, wie wenig CMS bislang die Umsetzung von Geschäften mit dem eigenen Schreiben unterstützen. Zwar präsentieren sie immer neue Features, die die Inhalteerstellung erleichtern sollen, die Integration von Businessaspekten bleibt aber aus.

This list wouldn’t make a feature-complete CMS, however, the rationale for such a CMS is clear: give people the ability to monetize their site out of the box.

Give me an easy way to sell things via my site: It doesn’t matter whether that’s content accessed behind a paywall, or a t-shirt.

Almost every existing CMS only focuses on one aspect of running a site. Use Shopify if you want to sell things, and WordPress if you want to write. Use Squarespace if you want the easiest and prettiest solution to blogging. We don’t have a CMS that makes writing your business, and to reiterate my previous point, most of business is writing.

via Time for a Forward Thinking CMS — The Brooks Review.

Zwar ist es möglich sich WordPress so zu erweitern, dass man Membership und Paid Content Modell anbeiten kann, Brooks tut das ja selbst und auch Anbieter wie tinypass haben PlugIns, eine Out of the Box Lösung, mit anderem Denkansatz wäre sicherlich schön. Vielleicht lässt sich die Idee ja in die offene Entwickler-Community von WordPress hineintragen, dass diese sich bei nächsten Build weniger auf die Medienverwaltung als auf Geschäftsintegration konzentrieren. Oder braucht es ein ganz neu gedachtes CMS?

PennyRead: Ein simples Bezahlmodell für PaidContent

Über die technische Umsetzung der einzuführenden Bezahlschranken wird noch wenig gesprochen und wie man die Nutzer dazu brignt, schnell und einfach zu zahlen. Gerade eine niedrige Hürde scheint essentiell um Leser zum Zahlen zu bewegen. Schnell und einfach muss es gehen, ohne lange registrieung, Eingabe von Zahlungsdaten etc. Eine Interessante Lösung in die richtige Richtung bietet PennyRead, das Thomas Knüwer in der WiWo vorstellt:

Valjavecs Lösung heißt Pennyread und wird seit Kurzem von der französischen Liedertexte-Seite Paroleparole getestet. Verwendet künftig eine Nachrichtenseite das System, überdeckt es Teile von Artikeln mit einem Feld, das den Preis für den jeweiligen Inhalt anzeigt. Unter dem Preis ist ein schlichtes “OK”-Feld zu sehen. Klickt der Leser darauf, verschwindet die Text-Blockade.

Und dann? Nichts. Einfach weiterlesen. Im Hintergrund speichert ein Cookie die Summe der bisher aufgelaufenen Bezahlinhalte. Pro Artikel werden bei Pennyread nur kleine Cent-Beträge fällig. Rechne man den Kaufpreis eines Magazins auf den einzelnen Artikel um, koste der ja auch nicht viel mehr, sagt Valjavec. Sind schließlich ein paar Euro erreicht, fällt die Bezahlschranke: Dann wird der Leser aufgefordert, ein Konto zu eröffnen und die aufgelaufenen Beträge zu bezahlen. Die Hemmschwelle, so der Plan, soll so niedrig wie möglich sein. “Der Nutzer darf sich nicht bedrängt fühlen”, sagt Valjavec.

via Paid Content: Neue Technik soll Leser zum Zahlen bewegen – Wirtschaftswoche.

ᔥ Onlinejournalismusblog

FAZ, SZ, Zeit & Handelsblatt machen bei PaidContent gemeinsame Sache?

Am Dienstag haben die Verlage von SZ, FAZ, Zeit und Handelsblatt eine gemeinsame Marketinggruppe gegründet. In der „QUALITY ALLIANCE“ will man sich um die Belange überregionaler Qualitätszeitungen kümmern. Mit der iq digital media marketing gmbh geht man in der Onlinevermaktung schon gemeinsame Wege. Interessant ist aber ein weiterer Satz in der Pressemitteilung:

Dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass künftig Best-Practices und Gedanken ausgetauscht werden zu Paid-Content-Strategien, um dafür notwendige Technologien ggf. gemeinsam zu entwickeln.

via F.A.Z.-Verlag und Süddeutscher Verlag, ZEIT Gruppe und Verlagsgruppe Handelsblatt gründen „Quality Alliance“ »

Schließlich könnte ein gemeinsames Bezahlmodell die Akzeptanz bei Kunden deutlich erhöhen oder es wären Dinge denkbar wie ein Abo abschließen und dafür alle 4 “Qualitätszeitungen” online lesen. Schließlich spricht man doch grob die gleiche Zielgruppe an. Ob der Leidensdruck schon groß genug ist um so unkonventionell zu denken und umzusetzen?
Die Quality Alliance ist immerhin ein Anfang in die Richtung. Und Tobias Trevisan, Geschäftsführung der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, hatte sich bereits für Kooperationen ausgesprochen, alleine schon um die Entwicklungskosten für PayWalls zu decken.

Auch dem Springer Matthias Döpfner würde Zusammenarbeit mit anderen gefallen, allerdings hat es bei der Bild wohl nicht für die “Quality Alliance” gereicht.