New York Times senkt Preise & bietet neue Pakete

Die New York Times hat eine neue Wachstumsstrategie für ihre digitalen Abos bekannt gegeben:

Darunter vor allem eine Preissenkung und die Idee ein zweites, günstigeres Abo-Paket für die wichtigsten Kategorien oder  spezielle zugeschnittene Interessen anzubieten.

The lower-priced package will give access to the “most important” stories; packages tailored to users’ interest in politics, technology, sport or other topics; and a higher-priced tier that would include full access and add-ons such as Times event tickets and family options.

Diese Strategie ist eine Reaktion darauf, dass die NYT mit dem Wachstum ihrer PayWall zuletzt selbst gegen eine Wand gelaufen war, aber identifiziert hat, dass mehr Leute zu einem niedrigeren Preis einsteigen würden.

Auch denkt man über zusätzlich über größeren Engagement in 2014 im Bereich eCommerce und Games nach:
“Think crosswords,” sagte Eileen Murphy, Vize-Präsidentin der Unternehmenskommunikation, “We have an incredibly valuable franchise with our crosswords so I think you can expect to see us do more in that area.”

Anfang der Woche hatte die NYT bereits bekannt gegeben, dass sämtliche Videos ab sofort nicht mehr hinter die Paywall fallen. Gesponsert werden diese zur Zeit von Acura und Microsoft, der Schritt macht aus deshalb Sinn, weil die Videos sowieso schon über andere, freie Kanäle wie Youtube verbreitet wurden und man hier weiter investieren möchte.

Kommt eine Bezahlstrategie für SpiegelOnline?

Jetzt wo das Ausscheiden der beiden Spiegel-Chefredakteure offiziell ist scheint hier alles offen. Grund für den Raussschmiss sind “unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung“, dabei ging es vor allem um Bezahlinhalte. Print-Spigel Chef Georg Mascolo hatte diese vehement für die Online-Schwester gefordert, vor allem weil er glaubte, dass die Gratisstrategie dem gedruckten Titel schadet. Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur von Spiegel Online, war bislang allen Informationen nach gegen eine Bezahlschranke.

Nun schreibt Michael Hanfeld auf faz.net, dass hinter den Kulissen aber durchaus an der Entwicklung einer Bezahlstrategie gearbeitet wurde:

Über diesen Schritt sind die beiden Chefredakteure uneins – in der vergangenen Woche soll es darüber noch einmal zu einer hitzigen Auseinandersetzung gekommen sein. Konzepte für eine Bezahlstrategie gibt es, eine Arbeitsgruppe von sechs Redakteuren (drei Print, drei Online) hat sich intensiv mit dem Thema befasst, doch herrscht Dissens über die Frage, wie groß der Anteil des Online-Angebots sein soll, der kostenlos oder kostenpflichtig ist. Im Grundsatz scheinen sich alle einig – es geht nicht um das Ob, sondern um das Wie.

Die Entscheidung darüber obliegt nun wohl erst recht dem Nachfolger, aber der Spiegel hat wohl eine Strategie in der Schublade.

Ist ein “dummes” Metered Model die schlauste Lösung?

Wenn die Verlage über eine Lösung für Bezahlmodelle im Onlinebereich nachdenken, schaut man meist auf die New York Times und ihr sogenanntes “Metered Model”. Das erlaubt es Lesern eine bestimmte Anzahl Artikel (meist 10/Monat) frei zu lesen, bevor sie gegen eine Bezahlschranke laufen. Und immerhin hat die New York Times damit Erfolg, schließlich nimmt sie inzwischen mehr über ihre Leser ein als durch die Anzeigenerlöse. Ob dieses System allerdings das “Beste” ist, hat sich noch nicht herausgestellt, zu jung sind die Erfahrungen, zu gering die Erkenntnisse, doch langsam kommen erste Verbesserungsvorschläge.

So kritisiert Matthew Mitchell, CEO des Zahlungsanbieters MediaPass das Metered Model als stumpfe Wette:

“What a meter does is give you 10 views free, and on the eleventh you’re asked to subscribe. That’s rolling the dice and gambling that the article I see on the eleventh view is the one I’m willing to pay for.”

Und Mathers, die Unternehmensberatung in den Usa, die mit fast alles Verlagen an ihren Bezahlmodellen mitgearbeitet hat und entsprechende Einsicht hat, sagt dass auch die NYT sich nicht stur an ihr Modell hält. So hatte sie zum Beispiel bei den letzten Katastrophen um Hurricane Sandy die PayWall ausgesetzt und laut Mathers tut sie das auch für ihr “Entertainment”-Ressort, vor allem im Herbst wenn es hier große Werbeangebote gibt.

So stellt Felix Simon für Reuters fest:”Their idea of “best practice” doesn’t rely much on meters at all.” und macht daraufhin Verbesserungsvorschläge, die vor allem darauf abzielen die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft der Leser mit einzubeziehen.

For instance, it’s often easier to persuade people to subscribe to sports content than to entertainment content, even as it’s easier to sell ads against entertainment content than it is against sports content. So it does make sense to keep entertainment free, and put some kind of paywall around sports.

Auch der Preis muss nicht fixiert sein, sondern kann die Leser in unterschiedlicher Höhe ansprechen:

You can set a relatively high official price, for instance, and then start showing various special offers to people whom you think might be willing to subscribe if you offer them a discount.

Das Ziel dabei ist klar: Die Leser überhaupt erst mal zu zahlenden Abonnenten machen, denn wie auch die Erfahrung aus dem Printgeschäft zeigt, sind Abonnenten recht Preisunelastisch, dass heißt die meisten bleiben auch bei steigenden Zahlungen dabei und kündigen ihr Abonnement, einmal abgeschlossen nicht so schnell.

Es bleibt also spannend, wer es schafft ein Modell umzusetzen, dass sich stärker am individuellen Leser orientiert, vielleicht auch dessen Interessen und seinen finanziellen Hintergrund mit einbezieht (Studentenabo), gleichzeitig wäre die Entwicklung eines solchen Modells noch teurer. Man könnte aber auch sagen, während die deutschen Verlage noch dabei sind sich aufzustellen, wird der Puk schon wieder weiter gespeilt.

PayWall ändern nichts am existenziellen Problem der Zeitungen

Paywalls, in other words, don’t alter the existential drama.

So, die erste Schlussfolgerung von Michael Wolff im Guardian über die Herausforderungen von Zeitungen im digitalen Geschäfts, die da wären: Verlust der jungen Zielgruppe, Verlust der Werbekunden und Konkurrenz mit unendlichem Anzeigenplatz. Das macht auch eine PayWall nicht besser, eher im Gegenteil.

Eine bessere Lösung fällt Wolff aber auch nicht ein und so ist sein Schluss irgendwo zwischen Resignation und Realitätverweigerung:

Curiously, it seems plausible to argue that, given the loyalty of many readers and the digital undermining of advertising income, many newspapers might have fared better having not become digital products. Certainly, all would have fared better if none had.

But the world is as it is.

Die PayWall erobert die Welt

Die NewYorkTimes mit einem Rundumblick, wo überall auf der Welt PayWalls und Online Abonnements eingeführt werden sollen.

Besonderer Fokus dabei auf der Ankündigung von “The Sun” und BILD, schließlich will hier nach den Qualitätsmedien die Gattung der Boulevardblätter bezahlt werden. Wobei die BILD wohl vor allem auf die erworbenen Fußballrechte setzt:

Bild plans to continue offering general news free; exclusive content, including the soccer clips, will require payment. The Sun says it has not yet decided on a charging mechanism.

Der Schlusssatz von Peter Hogenkamp, NZZ Digital Media, klingt aber eher ernüchternd:

“I’m glad we did it,” said Peter Hogenkamp, head of digital media at the NZZ Media Group, the paper’s publisher. “I have no bad feelings about it. But everyone in the business is overestimating pay wall revenues.”

11 Alternativen zur PayWall

Die Medienwoche mit 11 spannenden Alternativen zur PayWall

  1. Bezahlen mit einem Klick
  2. Der Journalist als Marke
  3. Sponsoren finanzieren Journalismus
  4. Treue Kunden als Community
  5. Spielend Anreize schaffen
  6. Erst der Mehrwert kostet
  7. Dialog anstatt Monolog
  8. Das Live-Erlebnis begleiten
  9. Von Online-Shops lernen
  10. Journalismus wie Software entwickeln
  11. Experimentieren und nicht endlos planen

via Über die Paywall hinaus « Die MEDIENWOCHE – Das digitale Medienmagazin.

Wobei einige Vorschläge wohl besser geeignet sind als andere. Den Trend zu Sponsored Stories halte ich eher für gefährlich und andere Dinge, wie der Dialog zum Journalisten sollten online doch längst zum guten Ton gehören, oder? Manch Vorschläge berücksichtigen auch nicht, dass Journalismus eben ein Einwegkonsumgut sind, dass ich eben nicht vorher begutachten kann, bevor ich es kaufe, sondern dessen Wert auch erlischt oder stark gegen null tendiert, so bald ich es gelesen habe. Wie man hier die Leute zum Zahlen bringen soll ist schwierig.
Aber die Idee vor allem das “Drumherum-Erlebnis” des Journalismus verkaufen zu wollen halte ich für eine Gute.

Kommt eine landesweite PayWall?

Thomas Levermann über die Möglichkeit einer gemeinsamen PayWall der deutschen Verlage.

Dabei lies er in Sachen nähere Zukunft des Paid Content für Qualitätsjournalismus in Deutschland einige interessante Bemerkungen fallen. Danach arbeiten führende deutsche Zeitungsverlage an der Einführung einer gemeinsamen Paywall. Wie soll es auch anders sein unter der Führung der Axel Springer AG, die laut Steingart “einen zweistelligen Millionenbetrag” in die entsprechende Software-Entwicklung investiert habe.

Dabei fällt auch der Name Pianomedia, die mit PianoNational ein Modell für eine landesweite PayWall entwickelt haben.

Wer genau jetzt alles da mitspielt ist aber nicht bekannt, unter Quality Media hatten sich ja ZEIT, FAZ, SZ und Handelsblatt zusammengeschlossen, auch um gemeinsam an einer PayWall zu arbeiten.

Washington Post will regelmäßige Leser abkassieren

Nun will auch die Washington Post es der NYT gleich tun und Nutzer die mehr als 20 Artikel im Monat lesen zu Kasse bitten. Interessanterweise hat man noch keinen Preis festgelegt, losgehen soll es aber auch erst im Sommer. Allerdings hat man wohl Nutzerumfragen auf der Webseite durchgeführt.

This summer, The Washington Post will start charging frequent users of its Web site, asking those who look at more than 20 articles or multimedia features a month to pay a fee, although the company has not yet decided how much it will charge.

The paper said, however, that it would exempt large parts of its audience from having to pay the fees. Its home-delivery subscribers will have free access to all of The Post’s digital products, and students, teachers, school administrators, government employees and military personnel will have unlimited access to the Web site while in their schools and workplaces. Access to The Post’s home page, section front pages and classified ads will not be limited.

Die Post ist dabei etwas regionaler ausgerichtet als beispielsweise NYT oder das Wall Street Journal. Zur Einführung plant man auch die Veröffentlichung eine iPad App.