Rhein-Zeitung startet metered PayWall für lokale Artikel

Die Rhein-Zeitung aus Koblenz will ihre regionalen Inhalte nicht mehr unbegrenzt kostenlos ins Web stellen. Nach dem zehnten Aufruf eines regionalen Artikel erscheint Chefredakteur Christian Lindner persönlich, bedankt sich für die intensive Nutzung und bittet einen, nun doch zu zahlen.

Zur Verfügung stehen dabei ein Digital-Abo für 23 Euro monatlich mit Zugriff auf Rhein-Zeitung.de, E-Paper und App, sowie ein Monats-Pass für einmalig 6,90 Euro, das Web-Abo für 5,90 Euro pro Monat oder ein Tages-Pass für 90 Cent. Bisherige Abonnenten von Print und Digital müssen nicht zusätzlich zahlen, sich aber einmalig registrieren.

Bei mir hat es etwas gedauert bis ich die Schranke erreichen konnte, es zählen nur die Artikel mit einem roten € daneben in das Metered Model. Diese beschränken sich  auf Lokale Inhalte (aber auch nicht ganz alle), überregionale Inhalte bleiben weiterhin frei. Auch die Übersichtsseiten kann man nach erreichen der Schranke weiterhin ansurfen. Ein Umgehen der Schranke mittels Google-Suche war bei mir nicht möglich. Laut Blog der RZ sind auch auf Facebook & Twitter verlinkte Inhalte frei. Gut ist, das ich einmal “frei” gelesene Artikel auch nach dem erreichen der PayWall noch kostenlos aufrufen kann, diese also nicht doppelt zählen.

Wie viel und ob die Rhein-Zeitung überhaupt zusätzlichen Umsatz mit der PayWall erwirtschaften kann, bleibt abzuwarten (wenn man es denn je erfährt), denn durch die bestehenden Abonnenten (ob Print oder Digital) kommen keine neuen Umsätze zustande und wie viele der der restlichen solche Heavy User sind, dass sie an die Bezahlschranke stoßen ist vermutlich umklar. Aber es geht wohl prinzipiell darum ein Statement abzugeben, wie es auch Christian Lindner in dem Bezahlaufruf tut: “Journalistische Qualität muss hart erarbeitet werden. Und es kann sie nicht umsonst geben”.

rzpay

// Disclosure: Ich habe bei der RZ mal ein Praktikum gemacht und arbeite momentan nebenbei bei der in Mainz noch konkurrierenden Verlagsgruppe Rhein-Main.

Bild: Screenshot Rhein-Zeitung.de

 

Digitale Welt Abonnenten – Wieviel sind 47.000?

Diese Woche verkündete Springer wichtige Zahlen zu seinen Paid Content Bemühungen:

Wichtiger Meilenstein für DIE WELT: Bereits mehr als 47.000 zahlende digitale Abonnenten

Das klingt imposant, hat die Welt gedruckt unter der Woche doch gerade einmal 105.00 Abonnenten. Fraglich ist wie viele, wie lange dabei sind. Die Welt lockt nämlich alle Kunden im ersten Monat egal welches Paket für 99 Cent auszuprobieren. Jan Eric Peters, der Chefredakteur sagt, aber dass 3/4 sich entscheiden, dass Markenabo danach fortzuführen: “Dass sich mehr als Dreiviertel der Nutzer nach dem Test unseres Angebots trotz vieler kostenloser Alternativen für die Fortführung des Abonnements entscheiden, zeigt sehr gut, dass der Journalismus der WELT für viele Menschen einen Wert hat.”

Stefan Niggemeier stößt aber ein andere Lockangebot noch viel mehr auf:

Interessant wäre zum Beispiel, wie viele Menschen über eines der Paket-Angebote (Bundles) mit einem iPad Mini zu »Welt«-Digital-Abonnenten wurden. Aktuell lockt das Blatt mit einem Preisvorteil von »über 800 €«, wenn man das iPad für 19,99 Euro monatlich mit einem Zwei-Jahres-Abonnement von »Welt Digital komplett« sowie »Welt« und »Welt am Sonntag« als E-Paper bestellt.

Aber es geht noch besser: Anfang Mai konnte man zum Beispiel ein iPad-Mini samt »Welt Digital komplett« für monatlich 14,99 Euro bekommen. Das entsprach über zwei Jahre Mindestlaufzeit einem Preis von gerade einmal 1,25 Euro im Monat für das »Welt«-Abo. Oder wie es ein Kommentator auf der Schnäppchen-Seite treffend formulierte:

Das ipad wird praktisch mit 0,0 % finanziert! Und man bekommt das Abo noch umsonst dazu!

Abo-Prämien sind auf der anderen Seite auch nichts Neues, im Netz gibt es zahlreiche Seiten, die auflisten in welcher Form und wie günstig man eine Zeitschrift oder Zeitung abonnieren kann, wenn man die richtige Prämie wählt. Insofern kann man sagen, dass digital die Cost-Per-Order oder für jeden neuen Abonnent eben weiter hoch bleiben.

Einig sind wir uns dennoch, das eine genaue Aufschlüsselung der Zahl interessant wäre, aber sich wohl kein Unternehmen so tief in die Karten schauen lassen möchte.

Sind Menschen bereit für Journalismus im Netz zu bezahlen? In gewisser Weise ja, wir wissen nur nicht in welcher Höhe, dazu sind zu viele verschiedene Pakete bei der Welt möglich und wenn man ihnen ein iPad dazu schenkt, dann auch.

SZ und FAZ bis Jahresende mit PaidContent?

Der SPIEGEL, so lese ich bei turi2, hat vermeldet, dass FAZ und SZ bis Ende des Jahres kostenplichtige Online-Angebote umgesetzt haben wollen. Nur “Grundversorgung mit Nachrichten” soll frei bleiben. Klingt nach einer Art Freemium Modell, bei dem man die Inhalte, die es überall gibt (dpa), frei zugänglich lässt, die eigenen Inhalte aber bezahlt sehen möchte.

Auf Twitter stellt der SZ.de-Chef Stefan Plöchinger aber klar, dass man noch nicht so weit ist und sich in der Findungsphase befindet.

 

 

Newsonomics der New York Times

Mit dem Verkauf des Boston Globe unter Dach und Fach schreibt Ken Doctor für das Niemanlab den aktuellen Stand der New York Times auf. Sie hat was das Wachstum im Digitalen angeht ein Plateau erreicht und muss nun neue Wege finden um weiter zu wachsen.

  • Keep the current business at as close to a steady run rate as possible over the next two years. This is the newsonomics of zero I’ve written about, wherein zero is a new floor. The zero math is simple: offset declining ad revenues with increasing all-access/digital-circulation revenues. The Times’ 2012 financial performance offered hope there. Zero is still but an aspiration for most metro publishers in the U.S. and Europe; just as they seemed to be getting closer to it, ad performance worsened. Even the FT, a clear leader in the digital transition, just reported flat revenues for the first half of the year.
  • Invest in growth initiatives that will finally provide dependable revenue and profit growth — if the companies can hit the zero benchmark in their core businesses.

The newsonomics of The New York Times running in place

Plus ist stuss: Was die Branche von “Bild” lernen kann

Das entscheidende Problem von “Bild plus” ist ja nicht einmal, dass man dort versucht, auch Totalbagatellen als Bezahlinhalt zu verkaufen. Man wäre mit enormer Naivität versehen gewesen, hätte man geglaubt, mit Einführung der Bezahlschranke würde “Bild” plötzlich dem “Spiegel” oder der “SZ” Konkurrenz machen wollen (und können). Das Problem ist: Die Auswahl dessen, was “Plus” ist und was nicht, wirkt hoffnungslos willkürlich und damit für den Nutzer nicht nachvollziehbar.

Christian Jakubetz über die schwierige Einschätzung darüber, was nun Premium-Inhalt sein soll und was nicht. Wo zieht man die Grenze? Nicht nur bei Bild+.

Diekmann über die Bezahlpläne bei BILD.de

Die Bild plant also eine Art Freemium Modell für ihre Webseite einführen:

Künftig will „Bild“ noch stärker auf Bezahlangebote bei Smartphones, Tablet-PCs und im Internet setzen. „Es wird in unserem neuen Angebot frei zugängliche und bezahlte Informationen nebeneinander geben. Es wird sich im Wesentlichen um ein Abo-Modell handeln, aber ein sehr flexibles“, sagte Diekmann dem Handelsblatt. Eine bestimmte Anzahl von Klicks sei frei und danach müsse man ein Abo abschließen, sei es nur für eine Woche. „Bild“ will das neue Konzept in wenigen Tagen vorstellen.

Andrew Sulllivan wird sein Ziel von 900.000$ wohl nicht erreichen

Andrew Sullivans Modell sein Blog “The Dish” hinter eine sehr löchrige PayWall zu hieven und dafür Geld zu verlangen, wurd viel beachtet und bestaunt. Kein Wunder, schließlich sammelte er in wenigen Stunden über 500.000$ ein.
Seither ist es allerdings nicht viel mehr geworden: Bei 680.000 $ stagnieren die Zahlungen fürs erste Jahr bislang, es fehlt also noch Rund ein Drittel bis zum selbstgesteckten Ziel von 900.000$. Doch an dessen Erreichen zweifelt inzwischen auch Sullivan:

It remains unlikely that we will reach our target of $900,000 by the end of the year, even though we have already brought in gross revenue of around $680,000 – three-quarters of the way there.

Der Grund dafür ist einfach: “The most passionate readers have already joined. It gets harder after that.”, schreibt Sullivan in seinem Blog.
Ich denke eijn weiteres Problem ist, dass nach dem Anfangsknall die weitere Dynamik fehlt, denn anders als bei einem Kicktstarter Projekt gibt es kein All-or-Nothing oder Anreize über den Seiten Zugang hinaus.
Spannend ist auch, ob Sullivan diese Summe fürs nächste Jahr wieder erreichen oder gar steigern kann. Also wieviele der Leser werden ihr Abonnement erneuern? Und wieviel sind sie bereit zu zahlen? Denn beim ersten Anlauf hatten die Leser im Schnitt 8$ mehr bezahlt, als die eigentlich verlangten 19.99$. Viele gaben freiwillig sogar 50$. Ob sie das in einem zweiten Jahr wieder tun würden oder ob das ein einmaliger Ausdruck von Verbundenheit war ist da noch unklar. Ich würde eher schätzen letzteres und das bei einer wiederkehrenden Zahlung die Bereitschaft mehr zu geben langsam abnimmt.

Was Medien von Hollywood lernen können

hollywood-vs-print-media

Om Malik nimmt das Snow Fall-Experiment als Vorbild für eine Zukunft des Longform Journalism, haut nebenher noch eine Definition des Bloggens raus und analysiert wie die NYT in Zukunft investieren könnte.
Zwar geht er wenig auf die Erlöse ein, die durch so teure Features kommen könnten, aber das Bild gibt dazu einen entscheidenden Hinweis: Das Windwoing, das Hollywood schon seit Urzeiten betreibt könnte ein guter Weg sein: Zunäachst über die Paid Kanäle streuen und dann für die rein werbefinanzierten Medien verfügbar machen (jeweils natürlich optimiert) um so von der kompletten Erlöskette zu produzieren.

FAZ plant PaidContent, vielleicht noch dieses Jahr

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, indem es vor allem um die Übernahme der FR ging, sagte Tobias Trevisan, Geschäftsführer der FAZ, auf die Frage wann sie denn Paid Content einführen würden:

Sobald wir können.

Einen genauen Termin wollte er noch nicht nennen. “Im Umgang mit der Technik erlebt man immer wieder Überraschungen”, aber man bemühen sich, das so schnell wie möglich zu machen. “Vielleicht in diesem Jahr. Wenn es halt nicht möglich ist, dann nächstes Jahr.”

Über die genauen Modelle und Ausgestaltung wollte er nicht erläutern. “Derzeit versuchen alle Nachrichtenseiten denselben Kurs: Sie versuchen, die Reichweite hochzupeitschen – um Werbung zu verkaufen. Wenn Sie Boulevard und schnelle Nachrich- ten machen wie die Bild-Zeitung im Internet, bekommen Sie mehr Traffic. Das passt aber nicht zur FAZ. Wir können also im Wettbewerb um Reichweite nicht gewinnen. Es muss um Qualität gehen.” Und hier will er im Digitalen noch mehr investieren, unter anderem auch in Bewegtbild.

Für die übernommen FR steht PaidContent aber noch nicht direkt an.