Plus ist stuss: Was die Branche von “Bild” lernen kann

Das entscheidende Problem von “Bild plus” ist ja nicht einmal, dass man dort versucht, auch Totalbagatellen als Bezahlinhalt zu verkaufen. Man wäre mit enormer Naivität versehen gewesen, hätte man geglaubt, mit Einführung der Bezahlschranke würde “Bild” plötzlich dem “Spiegel” oder der “SZ” Konkurrenz machen wollen (und können). Das Problem ist: Die Auswahl dessen, was “Plus” ist und was nicht, wirkt hoffnungslos willkürlich und damit für den Nutzer nicht nachvollziehbar.

Christian Jakubetz über die schwierige Einschätzung darüber, was nun Premium-Inhalt sein soll und was nicht. Wo zieht man die Grenze? Nicht nur bei Bild+.

Selfmade-Medienmogule

Ich habe beim Webmontag Frankfurt einen Vortrag über “Selfmade Media Moguls” gehalten und darin eine Menge Beispiele gesammelt von einzelnen die es schaffen mit teilweise neuen oder alten, aber neugedachten Geschäftsmodellen in ihren Formen und Plattformen erfolgreich zu sein. Und dabei oft den Großen Playern den Rang ablaufen, gerade dadurch das sie agil und mit wenig Manpower agieren.

Dieser Vortrag ist nun auch online:

Mehr dazu im Netzfeuilleton.

Diekmann über die Bezahlpläne bei BILD.de

Die Bild plant also eine Art Freemium Modell für ihre Webseite einführen:

Künftig will „Bild“ noch stärker auf Bezahlangebote bei Smartphones, Tablet-PCs und im Internet setzen. „Es wird in unserem neuen Angebot frei zugängliche und bezahlte Informationen nebeneinander geben. Es wird sich im Wesentlichen um ein Abo-Modell handeln, aber ein sehr flexibles“, sagte Diekmann dem Handelsblatt. Eine bestimmte Anzahl von Klicks sei frei und danach müsse man ein Abo abschließen, sei es nur für eine Woche. „Bild“ will das neue Konzept in wenigen Tagen vorstellen.

Andrew Sulllivan wird sein Ziel von 900.000$ wohl nicht erreichen

Andrew Sullivans Modell sein Blog “The Dish” hinter eine sehr löchrige PayWall zu hieven und dafür Geld zu verlangen, wurd viel beachtet und bestaunt. Kein Wunder, schließlich sammelte er in wenigen Stunden über 500.000$ ein.
Seither ist es allerdings nicht viel mehr geworden: Bei 680.000 $ stagnieren die Zahlungen fürs erste Jahr bislang, es fehlt also noch Rund ein Drittel bis zum selbstgesteckten Ziel von 900.000$. Doch an dessen Erreichen zweifelt inzwischen auch Sullivan:

It remains unlikely that we will reach our target of $900,000 by the end of the year, even though we have already brought in gross revenue of around $680,000 – three-quarters of the way there.

Der Grund dafür ist einfach: “The most passionate readers have already joined. It gets harder after that.”, schreibt Sullivan in seinem Blog.
Ich denke eijn weiteres Problem ist, dass nach dem Anfangsknall die weitere Dynamik fehlt, denn anders als bei einem Kicktstarter Projekt gibt es kein All-or-Nothing oder Anreize über den Seiten Zugang hinaus.
Spannend ist auch, ob Sullivan diese Summe fürs nächste Jahr wieder erreichen oder gar steigern kann. Also wieviele der Leser werden ihr Abonnement erneuern? Und wieviel sind sie bereit zu zahlen? Denn beim ersten Anlauf hatten die Leser im Schnitt 8$ mehr bezahlt, als die eigentlich verlangten 19.99$. Viele gaben freiwillig sogar 50$. Ob sie das in einem zweiten Jahr wieder tun würden oder ob das ein einmaliger Ausdruck von Verbundenheit war ist da noch unklar. Ich würde eher schätzen letzteres und das bei einer wiederkehrenden Zahlung die Bereitschaft mehr zu geben langsam abnimmt.

Who’s gonna pay for all this stuff?

On the Media beschäftigt sich diese Woche mit dem Thema wer für Medieninhalte in Zukunft bezahlt. Ein Vergleich: Momentan kommt das aktuelle Contentangebot im Überfluss einer Supernova gleich, einem Stern der noch einmal rießig aufglüht um dann zu erlischen.

Aber so eine Supernova gibt auch immer Raum für neue Sterne und Planeten. Einige der neuen Sterne am Himmel werden auch in der Sendung aufgezeigt:

On the Media: Who’s gonna pay fot this stuff?

Was Medien von Hollywood lernen können

hollywood-vs-print-media

Om Malik nimmt das Snow Fall-Experiment als Vorbild für eine Zukunft des Longform Journalism, haut nebenher noch eine Definition des Bloggens raus und analysiert wie die NYT in Zukunft investieren könnte.
Zwar geht er wenig auf die Erlöse ein, die durch so teure Features kommen könnten, aber das Bild gibt dazu einen entscheidenden Hinweis: Das Windwoing, das Hollywood schon seit Urzeiten betreibt könnte ein guter Weg sein: Zunäachst über die Paid Kanäle streuen und dann für die rein werbefinanzierten Medien verfügbar machen (jeweils natürlich optimiert) um so von der kompletten Erlöskette zu produzieren.

Financial Times macht Deal mit Flipboard

Die Financial Times hatte sich aus dem Apple App Stor verabschiedet und wartet nun mit einer Partnerschaft mit Flipboard auf. Die Partnerschaft beinhaltet einen Werbesplit zwischen Flipboard und der Financial Times. Die New York Times hat bereits einen ähnlichen Deal mit dem Lesedienst abgeschlossen.

Als Begründung und Vergleich nannte Rob Grimshaw, managing director bei FT.com:

“The issue is not so much a percentage, it’s the relationship between publisher and audience. Paying a 30 percent finder’s fee is okay. Paying 30 percent in perpetuity and not knowing who the customer is not okay.”

Zweite Gratis-Ausgabe der BILD zur Bundetagswahl

Während für Online eine PayWall geplant wird versucht sich die BILD Zeitung offline lieber nochmal am Kostenlosmodell. Nachdem man schon letztes Jahr im September zum Jubiläum der BILDzeitung ein Ausgabe gratis an alle deutschen Haushalte verteilt hat, plant man das dieses Jahr noch einmal. Anlass soll die Bundetagswahl sein und man möchte einen Tag vor dem Urnengang alle Menschen eine Zeitung zukommen lassen. Man verspricht parteieneutral berichten sein zu wollen. Ob sich das nur auf den Fakt beruft, dass man keine Parteienwerbung annehmen möchte oder auch inhaltlich darf man gespannt erwarten, schließlich hielt sich die BILD bislang selten mit Kampagnen gerade zur Bundestagswahl zurück.

Gerne werben dürfen Andere unternehmen, um den zweiten Anlauf des Mammutprojekts zu finanzieren. Bei der letzten Ausgabe kostete eine ganzseitige Anzeige 4 Millionen Euro.

Es gab zur letzten Gratis-Bild zwahlreichen Protest, von Menschen die der Zustellung widersprachen und ich machte ein “Gratis-Bild Unboxing”, das für den deutschen Webvideopreis nominiert ist und dafür kann man hier gerne abstimmen.

FAZ plant PaidContent, vielleicht noch dieses Jahr

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, indem es vor allem um die Übernahme der FR ging, sagte Tobias Trevisan, Geschäftsführer der FAZ, auf die Frage wann sie denn Paid Content einführen würden:

Sobald wir können.

Einen genauen Termin wollte er noch nicht nennen. “Im Umgang mit der Technik erlebt man immer wieder Überraschungen”, aber man bemühen sich, das so schnell wie möglich zu machen. “Vielleicht in diesem Jahr. Wenn es halt nicht möglich ist, dann nächstes Jahr.”

Über die genauen Modelle und Ausgestaltung wollte er nicht erläutern. “Derzeit versuchen alle Nachrichtenseiten denselben Kurs: Sie versuchen, die Reichweite hochzupeitschen – um Werbung zu verkaufen. Wenn Sie Boulevard und schnelle Nachrich- ten machen wie die Bild-Zeitung im Internet, bekommen Sie mehr Traffic. Das passt aber nicht zur FAZ. Wir können also im Wettbewerb um Reichweite nicht gewinnen. Es muss um Qualität gehen.” Und hier will er im Digitalen noch mehr investieren, unter anderem auch in Bewegtbild.

Für die übernommen FR steht PaidContent aber noch nicht direkt an.

New York Times senkt Preise & bietet neue Pakete

Die New York Times hat eine neue Wachstumsstrategie für ihre digitalen Abos bekannt gegeben:

Darunter vor allem eine Preissenkung und die Idee ein zweites, günstigeres Abo-Paket für die wichtigsten Kategorien oder  spezielle zugeschnittene Interessen anzubieten.

The lower-priced package will give access to the “most important” stories; packages tailored to users’ interest in politics, technology, sport or other topics; and a higher-priced tier that would include full access and add-ons such as Times event tickets and family options.

Diese Strategie ist eine Reaktion darauf, dass die NYT mit dem Wachstum ihrer PayWall zuletzt selbst gegen eine Wand gelaufen war, aber identifiziert hat, dass mehr Leute zu einem niedrigeren Preis einsteigen würden.

Auch denkt man über zusätzlich über größeren Engagement in 2014 im Bereich eCommerce und Games nach:
“Think crosswords,” sagte Eileen Murphy, Vize-Präsidentin der Unternehmenskommunikation, “We have an incredibly valuable franchise with our crosswords so I think you can expect to see us do more in that area.”

Anfang der Woche hatte die NYT bereits bekannt gegeben, dass sämtliche Videos ab sofort nicht mehr hinter die Paywall fallen. Gesponsert werden diese zur Zeit von Acura und Microsoft, der Schritt macht aus deshalb Sinn, weil die Videos sowieso schon über andere, freie Kanäle wie Youtube verbreitet wurden und man hier weiter investieren möchte.